Wesen Lesen

( Montag, 20. Mai 2013 )

Wesen Lesen

Welche Wesen lesen – Liebesromane um zu genesen oder Zeitungen über dem Tresen?

Welche Wesen schreiben – und reiben mit dem Stift auf dem Blatt, satt

von den Gedanken die sich ranken um die schlanken Strukturen der Figuren in den Windungen des Gehirns

– unter dem Schutz des Sternengestirns, im Knäuel des Lebenszwirns?
Welche Wesen lesen?

Lesen die Trauben und rauben die Ernte der Buchstaben die die geschrieben haben die mit dem Stift schaben

– auf dem Papier und an der Geduld derer die lesen am Tresen und verharren wie Narren im Lebenstheater

und warten im Garten der verschiedenen Sparten – die verharrten Vernarrten – ob Neues geschrieben, von Worten getrieben, von denen die Schreiben

für die Wesen die lesen.
Welche Wesen lesen was Schreibende schreiben?

Von denen ermahnt doch zu bleiben – wenn Schreibende lesen für die Wesen die hören

Und diese betören doch abzuschwören: den fernen Künsten zu hiesigen Gunsten

da sonst Worte verdunsten im Raum wie ein Traum, der wie im Bad der Schaum

Schwindet, verschwindet sich im Ablauf windet und sich schliesslich entbindet

des hiesigen Daseins.
Welche Wesen lesen und lauschen?

wenn sich Mund und Ohr tauschen und die Worte der Lippen ins Ohr hinein rauschen

von denen die schreiben, vom Geschriebenen getrieben – wenn Worte geblieben

und sie spüren sie lieben – die Schreiber die schreiben – die Wesen die lesen und
lauschen und hören denn diese zu betören auf dass sie sich verlören

ist der Wunsch jedes Schreibers und Wortevertreibers

…auf dass er dann findet die Wesen – die ihn dann auch lesen…

21.01.2013, als Zugabe für die Lesung im Kulturestrich